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Der Versuch B8 in Haigerloch

Die Verlegung des Labors nach Haigerloch

Wahrscheinlich erinnerte sich Professor Gerlach, der in Tübingen Physik studierte und dort auch Professor war, der Gegend um Hechingen und Haigerloch. Er machte den Vorschlag, im schmalen Muschelkalktal der Eyach ein Bunkerlabor zu bauen, da man sich hier sicherer fühlte vor Luftangriffen. Zufällig entdeckten die Wissenschaftler den Bierkeller des Schwanenwirtes in Haigerloch und mieteten diesen für ihre Arbeit an.

In einer abenteuerlichen Lastwagenfahrt wurde das Uran und das Schwere Wasser von Berlin nach Haigerloch überführt, wo Ende März/Anfang April 1945 der Versuch begann.

Der Aufbau

Der Kernreaktor befand sich in einem Betonzylinder. Zwischen der äußeren Betonummantelung und dem inneren Mantel aus Aluminium war zur Kühlung normales Wasser eingefüllt. In diesem Aluminiumkessel mit 210cm Querschnitt und 210cm Höhe war ein weiterer Kessel aus Magnesium. Zwischen die beiden Kesselwände kam eine etwa 40cm dicke Graphitschicht. Dadurch sollte der Reaktor nach außenhin abgeschirmt werden, damit die entstehenden Neutronen nicht entweichen konnten. Die am Deckel festgemachte Anordnung mit 664 Uranwürfeln (Kantenlänge: 5cm) wurde nun in den inneren Magnesiumzylinder eingelassen. Es lag also ein räumliches Gitter vor, der Abstand nächster Nachbarn betrug 14cm. Dann wurde der Deckel auf das Reaktorgefäß aufgeschraubt.

Skizze Versuchsaufbau

Historisches Bild des Uranreaktors mit hunderten, nach unten hängenden Ketten mit Uranwürfeln

Die Durchführung

Im Zentrum der Anordnung befand sich die Neutronenquelle, die durch den sog. Kamin eingelassen wurde. Außerdem befanden sich im Deckel Kanäle, durch die Neutronensonden eingeführt werden konnten. Damit erhielt man eine genaue Messung der Neutronenverteilung im Inneren der Anordnung, in dem umgebenden Graphit und im Leichten Wasser des Außenraumes. Das Schwere Wasser wurde zuletzt und vorsichtig eingefüllt und dauernd die Vermehrung der Neutronen verfolgt. Wäre der Reaktor kritisch geworden, dann wäre der Versuch abgebrochen worden.

Historisches Bild von drei Tanks für das Schwere Wasser

Das Ergebnis

Leermessung: man bestimmte die Neutronenzahl ohne Uran und ohne Schweres Wasser, aber mit eingefahrener Neutronenquelle im Außenraum. Vollmessung: man bestimmte die Neutronenzahl ebenfalls im Außenraum mit eingebrachter Uran- und Schwerwasserfüllung.

Der Vermehrungsfaktor (das Verhätnis Voll- zu Leermessung) ergab sich etwa zu 7. Damit war der Haigerlocher Reaktor nicht kritisch geworden. Berechnungen ergaben, dass etwa die eineinhalbfache Reaktorgröße notwendig gewesen wäre. Eine Vergrößerung war im April 1945 nicht mehr möglich, weil weder weiteres Uran noch Schweres Wasser vorhanden war.